phonologischen System des Urgermanischen gehцren die Akzentverschiebung und die
I. germanische Lautverschiebung.
1) Die erste oder germanische Lautverschiebung ( das Grimmsche Gesetz ) ist ein durchgreifender Wandel im Konsonantensystem, der sich im Urgermanischen vermutlich im Zeitraum von 2000 bis 1000 v.u.Z. vollzogen hat. Diese phonetische Erscheinung wurde 1882 von dem deutschen Wissenschaftler Jakob Grimm erforscht. Unter dem Terminus " Verschiebung " verstand J. Grimm die teilweise Verдnderung der Artikulationsstelle der indoeuropдischen stimmlosen und stimmhaften Konsonanten (Explosivlaute ). Man unterscheidet drei Akte in der I. germanischen Lautverschiebung :
- 1. Die i/e stimmlosen Explosivlaute p, t, k wurden im Urgermanischen zu stimmlosen Frikativlauten f, p, h; z.B.
sanskr. = ai. pitar, griech. pater, lat. pater - got. fadar,ae. father, ahd. fater.
griech. treis, lat. tres, русс.три -got. preis, as. thria, ae. three.
griech. kardia, lat. cor - got. hairto, as. herta, ahd. herza.
- 2. Die i/e stimmhaften Explosivlaute b, d, g wurden im Urgermanischen zu stimmlosen p, t, k,
z.B. русс. яблоко -engl. apple; русс.слабый -nieddt. slap.
lat. duo, русс. два- got. twai, e. two
lat. jugum, русс. иго - got. juk, aisl. ok "Joch "
- 3. Die i/e stimmhaften behauchten Explosivlaute bh, dh, gh wurden im Urgermanischen zu stimmlosen unbehauchten Frikativlauten ( b, d, g.) oder zu stimmhaften unbehauchten Explosivlauten b, d, g, dh. bh> b> b, dh> d> d, gh>g> g z. B. :
sanskrit= ai. bhratar, русс. брат - got. bropar, as. brothar, e. brother,
ahd. bruodar
ai. rudhiras, tschech. rudy ( rot) , русс. рудой, рыжий - got. raups,
Gen. raudis, ahd. rot.
ai. stighnomi, русс. настигаю,griech. steicho - got. steigan, ahd. stigan
2) Das Vernersche Gesetz.
Aber die i/e stimmlosen Explosivlaute p, t, k wurden zu stimmlosen f, p, h, nur wenn
der Wortakzent unmittelbar auf dem Vokal vor diesen Explosivlauten lag, also :
- f, - p, - h. In allen anderen Fдllen wurden sie stimmhaft , also :
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f, p, h > b, d, g, spдter b, d, g in : - - b, b - >b, - - d - > d; - - g, g - >g
Diese GesetzmдЯigkeit formulierte 1877 der dдnische Gelehrte Karl Werner und sie wird das Vernersche Gesetz genannt.
z.B. русс. свёкор - ahd. swehur
aber свекровь ahd. swigar.
So kann Karl Verner zu der SchluЯfolgerung, daЯ wдhrend der I. Lautverschiebung der Wortakzent im Urgermanischen noch frei wie im Indoeuropдischen war.
Derselbe akzentbedingte Wandel betraf das urgermanische S , das zum stimmhaften
[ Z ] wurde, wenn nicht der unmittelbar vorausgehende Vokal den Akzent trug, also - s,
aber - - z, - z -.
Spдter wurde z zu r. Diesen Wandel nennt man den Rhotazismus ( vom griech. ro = r ),
und so wechseln s und r, z.B.
ahd. wesan - was - warum ср. Андрей - Анджей
nhd ( wesen) - war - waren Анри - Анжей
3) Der grammatische Wechsel. Da der Akzent im Indoeuropдischen und im frьhesten rgermanisch = frei, beweglich war, lag er ( der Wortakzent ) bald auf dem Wur-zelmorphem, bald auf dem Flexionsmorphem bzw. auf dem affixalen Morphem. Deshalb wirkte das Vernersche Gesetz nur auf einen Teil der Wortformen bzw. der Wцrter einer Wortfamilie. Dadurch entstand der sog. grammatische ( Konsonanten )-Wechsel, d.h. der Wechsel stimmloser und stimmhafter Frikativlaute f, p, h, s / b, d, g, z.
Dieser Wechsel blieb auch in den germanischen Einzelsprachen nach der Festlegung des Akzents auf der ersten (Wurzel)silbe erhalten. So hat z.B. das Deutsche den grammatischen Wechsel :
f / b > : die Hefe - heben
ahd. hefe - heffen - huob - um - gehoben
darben - bedьrfen
p > d > d / d > t :
schneiden - schnitt - geschnitten
der Schneider - der Schnitter
h / g > g :
ziehen - zog - gezogen
s / z > r :
war - gewesen; verlieren - der Verlust,
frieren - der Frost.
4) Die Akzentverschiebung . Eine wichtige Neuerung des Urgermanischen war auch der Wandel der Akzentverhдltnisse. Das Indoeuropдische hatte einen freien, beweglichen Akzent. DaЯ auch das дlteste Urgermanisch einen freien Akzent haben muЯte, geht aus dem Vernerschen Gesetz hervor. Doch vermutlich noch wдhrend des Ablaufs der germanischen Lautverschiebung hat sich im Urgermanischen der Ьbergang zur Anfangsbetonung vollzogen, die alle altgermanische Sprachen aufweisen ( haben ).
Die Festlegung des Akzents auf die erste ( Wurzel -)silbe des Wortes hatte weitgehende Folgen fьr die weitere Entwicklung des phonologischen Systems und der morphologischen Struktur der germanischen Einzelsprachen. Die Festlegung des Akzents auf die erste Silbe fьhrte im Deutschen :
- zu der Abschwдchung der verschiedenen unbetonten Vokale zu [ 8 ]
- zu der Reduzierung der Silbenanzahl in der Wortstruktur, zu der Vereinfachung der
Kasusflexionen der Substantive und der Personalendungen der Verben.
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- und als Folge dessen entstand spдter im Deutschen die obligatorische Zweigliedrig -keit im Satz ( Subjekt - Prдdikat ). z.B.:
Beispiele fьr die Abschwдchung der unbetonten Vokale
ahd. machota > mhd. machete - nhd. machte
herizogo > herzoge - Herzog
menisco > mensche - Mensch
diutisc > diutsch - deutsch
sconi > schцne - schцn
1. gibu - ich gebe
2. gibis -