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Jahre eine Art zweite Gesellschaft. Private Wirtschaftsaktivitдten wurden zum Teil durch den Staat toleriert. Es gab eine Art „graue Wirtschaft". Viele der Wirtschaftsfunktionдre in den staatlichen oder den kommunalen Betrieben versuchten, sich zu bereichern. Die Schattenwirtschaft entstand vor allem im Dienstleistungssektor - es wurden Tauschgeschдfte mit knappen Gьtern und Dienstleistungen organisiert.

Die graue Wirtschaft war offensichtlich auch in der DDR-Gesellschaft bekannt (vgl. Jessen 1995 : 103). Wichtig ist dabei, auch nach meiner Meinung, daЯ es sich bei dieser zweiten Wirtschaft und Gesellschaft nicht in erster Linie um die Bereiche der Tдtigkeit der (wenigen) Oppositionsgruppen handelt, sondern um Tдtigkeiten und

Verhдltnisse, die direkt innerhalb der offiziellen Strukturen, innerhalb des formellen Sektors, entstanden waren. (Jessen 1995 : 104)

Den Umfang und die Qualitдt dieser inoffiziellen Gesellschaft und das Fehlen von Makroinstitutionen in ihr wurde eindrucksvoll durch Soziologe Ivo Mozny in einer Studie beschrieben (Mozny 1991). Auch Soziologe Pavel Machonin wies darauf hin: „The lack of macroinstitutionalization was at the microstructural level, where the second society functioned, and was replaced by the development of interpersonal contacts that led to the creation of an extensive social network." (Machonin 1993 : 238)

Die „zweite Gesellschaft" fцrderte ganz spezifische Handlungskompetenzen. Sie „verlangte von ihren Angehцrigen nicht Geld oder Rechtstitel, sondern Beziehungsspьrsinn - sie zwang sie zu permanenter Beziehungsarbeit, um das Netzwerk der persцnlichen Kontakte und do-ut-des Verhдltnisse zu pflegen." (Jessen 1995 : 106) Verschiedene Autoren sprechen sogar ьber eine „Herrschaft des sozialen Kapitals" mindestens in den Gesellschaften der Tschechoslowakei, der DDR, Polens und Ungarns.

Die Annahme einer solchen „zweiten Gesellschaft", ungeachtet dessen, daЯ sie selbstverstдndlich in der CSSR niemals offiziell anerkannt wurde, ist sehr wesentlich, will man die Herkunft der Akteure der demokratischen Revolution und der post-kommunistischen Transformation besser verstehen. Dabei geht es sowohl darum, die Akteure dieser Umgestaltungen zu identifizieren, als auch um das Verstдndnis dessen, warum jene durch eine Mehrheit so leicht akzeptiert wurden.

Warum brach die „normalisierte Gesellschaft" so schnell zusammen?

Obwohl mit diesem Hinweis auf die untergrьndige Aufweichung und Umwandlung der traditionellen Strukturen des stalinschen Sozialismusmodells in der Tschechoslowakei bereits eine mцgliche Antwort auf die Frage nach der Grundlage des schlieЯlichen Zusammenbruchs im Herbst 1989 gegeben worden ist, entsteht das Problem, wie es zu erklдren ist, daЯ das System in dieser Weise, wie ein Kartenhaus, zusammenfiel. Warum vollzog sich das Ereignis so unerwartet schnell?

Der allgemeine Grund dafьr liegt in der offensichtlichen ungenьgenden Leistungsfдhigkeit des Systems im Vergleich mit den westlichen Industriestaaten. Dieses Versagen im Systemwettbewerb wurde von den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, sowohl solchen, die der Macht nahe standen (Teilen des Parteiapparates) als auch Regime ferneren, wenn auch nicht abschlieЯend bilanziert, so doch an vielen einzelnen Fakten erahnt. Vor allem innerhalb groЯer Teile der Intelligenz spьrte man, daЯ die eigene Gesellschaft im Wettbewerb mit den entwickelten Industrielдndern, nicht nur militдrisch, sondern auch wirtschaftlich, darьber hinaus bezьglich der kulturellen Entwicklung und auf dem Gebiet der politischen Freiheiten unterliegen muЯte. Das war, wie gesagt, ein ErkenntnisprozeЯ auf der Grundlage eigener Erfahrungen: so nahm das Lebensniveau in der Tschechoslowakei in der zweiten Hдlfte der 80er Jahre deutlich ab, obwohl es immer noch das hцchste in der gesamten sozialistischen Staatengemeinschaft war, es kam zu einer deutlichen Verschlechterung der Umweltbedingungen, sogar die durchschnittliche Lebenserwartung verkьrzte sich. Diese Verдnderungen waren so erschreckend, daЯ schlieЯlich selbst Teile der Trдger des Systems (der „Nomenklatura") ablehnten, das System zu stьtzen. Die Sympathie und Unterstьtzung, die den kleinen Dissidentengruppen im Herbst 1989 aus der Bevцlkerung entgegenschlug wurzelte in der im vorhergehenden Jahrzehnt entstandenen Hoffnung auf eine Verbesserung des eigenen Lebens durch einen grundlegenden Systemwechsel und die in der „zweiten Gesellschaft" entstandenen Orientierungen und Erfahrungen.

Agentenspiele?Konspirative Theorien?

Diese allgemeinen Bedingungen erklдren das Umfeld des Systemwechsels, noch nicht die handelnden Akteure. Auch in der tschechoslowakischen Цffentlichkeit wurde die Frage nach der Existenz einer wie auch immer gearteten Verschwцrung gestellt. Offensichtlich fьhrte die abnehmende Leistungsfдhigkeit des alten Systems auch innerhalb der alten Fьhrungsschicht zur Suche nach Auswegen. Reformfreundlichere Kreise, zu denen auch Personen aus dem Geheimdienst mit guten Beziehungen zum KGB gehцrten, begannen insgeheim einen Machtwechsel vorzubereiten. In diesem Umfeld wurde anscheinend ein Plan mit dem Codenamen „Klin" („Keil") ausgearbeitet, in dem auch die Unterstьtzung von Massenunruhen zum Sturz der alten Fьhrer vorgesehen war.

Welchen Anteil auch immer solche Aktivitдten hatten, sie waren nicht ausschlaggebend. Der Regimezusammenbruch in der Form des einstьrzenden Kartenhauses entstand aus dem Zusammentreffen verschiedener, sich „durchkreuzender und durchwegs nicht reflektierter langfristiger Interessen von Individuen und ganzer sozialer Gruppen. Es handelte sich um ein Ergebnis, von dem diese Menschen selbst nichts wuЯten, und das so von niemandem beabsichtigt war." (Mozny 1991 : 66-67) GemдЯ der spдteren Erklдrung von Alojz Lorenc (Fцderalminiser des Innern der CSSR Ende 80er Jahre), die Mehrheit de Bьrgerinitiativen lag unter der Kontrolle der Staatssicherheit mittels der Agenten. Die Parteiorganen und Presidium der ZK der KPTsch selbst sollte dieser Initiativen


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