Die Gruppe produktiver Цkonomen wurde durch Ota Sik geleitet, die der Soziologen von Pavel Machonin, unter den Politikwissenschaftlern ragte Zdenek Mlynar heraus (dazu auch Lubomfr Brokl, Petr Pithart und die andere), bei den Philosophen bildete sich eine Gruppe unter Leitung von Radovan Richta. Allerdings hatte die wissenschaftliche Diskussion ьber Reformen auch deutliche Grenzen. So diskutierte man selbstverstдndlich kaum die Frage des Funktionierens des politischen Systems. Speziell in der Tschechoslowakei und in der DDR wurden in den 60er Jahren die Fragen der Modernisierung der industriellen Gesellschaft diskutiert. Der Diskurs entwickelte sich unter Stichworten wie „wissenschaftlich-technische Revolution" und „Produktivkraft Wissenschaft". (TeЯmann 1962) „Eine erhebliche Bedeutung bei der Formulierung einer Reformstrategie in den sozialistischen Lдndern hдtte der institutionalisierten Wissenschaft zukommen kцnnen. ... Bereits 1968 hatten Sozialwissenschaftler in der CSSR nach den Folgen gefragt, die das Aufkommen der wissenschaftlich-technischen Revolution, wie der Terminus in den sozialistischen Lдndern lautete, fьr die politischen und gesellschaftlichen Systeme der Sozialismus haben werde." (GlaeЯner 1994 : 39) Die Antwort der Gruppe um Richta lautete: „In der wissenschaftlich-technischen Revolution ist die Wissenschaft Produktivkraft par excellence und zwingt zu einer immer stдrkeren und schlieЯlich universalen Integration des Wirtschafts-, Sozial- und Kulturlebens. Jede Barriere, jedes Monopol wird bei ihrem Eindringen in das Leben der Gesellschaft frьher oder spдter zum bremsenden Ballast." (Richta u. a. 1971 : 117)
Soweit die Entwicklung in den 50er und 60er Jahren. Fьr die 80er Jahre sind andere Namen zu nennen. In der UdSSR hat Anfang der 80er Jahre die Abteilung fьr soziale Probleme im Institut fьr Wirtschaft und Organisation der Industrieproduktion der Akademie der Wissenschaften in Akademgorodok bei Nowosibirsk (die Soziologin Tatjana Zaslavskaja) durch ihre neuartigen Ideen ein groЯes Interesse hervorgerufen. Auch aus dem Institut fьr die Wirtschaft des sozialistischen Weltsystems in Moskau (Direktor war Oleg Bogomolov) sind schon ab
Ende der 70er Jahre Analysen bekannt geworden, welche den Zustand des damaligen Staatssozialismus ganz kritisch beurteilten. In der tschechoslowakischen Gesellschaft entstand ebenfalls ein solches wissenschaftliches Zentrum zur Vorbereitung von Reformen, das Institut fьr Prognostik.
Die Rolle des Institut fьr Prognostik
Nach scharfen Diskussionen in den Leitungsgremien der Partei wurde die Errichtung eines Kabinetts fьr Prognostik beim Prдsidium der Akademie der Wissenschaften beschlossen. Grьndungsdatum war der 1. Februar 1984. Zwei Jahre spдter ist daraus das Institut fьr Prognostik entstanden. Sein offizieller Auftrag war, eine komplexe Analyse des Zustandes der Gesellschaft zu geben und Varianten der weiteren Entwicklung vorzuschlagen. Es ist dem ersten und einzigen Direktor dieses Institutes Valtr Komarek trotz verschiedener Schwierigkeiten gelungen, ein hoch qualifiziertes Team fьr diese Aufgabe zu sammeln, welches Analysen der tschechoslowakischen Gesellschaft in den 80er Jahren und ihrer Entwicklung bis 2010 vorbereitete. Sie wurden allerdings von der Fьhrung der KSC zurьckgewiesen und erst nach dem November 1989 verцffentlicht. Vorgesehen wдre gewesen, mit dem XVIII. KongreЯ der KSC 1990 umfassendere Reformen zu starten. Dazu kam es bekanntlich nicht mehr. Am 14. November 1989 wurde das Institut fьr Prognostik aufgelцst.
Das Institut wurde in der Zeit bis zum Herbst 1989 eine Art groЯer Reformgenerator. Auf dem Hцhepunkt seiner Tдtigkeit im Jahre 1989 arbeiteten hier fast 120 wissenschaftliche Mitarbeiter. Spдter dann ging ein Teil dieser Mitarbeiter in den Braintrust des Bьrgerforums ein. Andere wurden wichtige Persцnlichkeiten der sich formierenden Opposition bzw. der sich bildenden neuen politischen Parteien. Offensichtlich war das Institut sowohl ein Experimentierfeld der tschechoslowakischen Transition als auch Entstehungsort einer Gegenelite.
5. Die Entwicklung der oppositionellen Linken Ende der achtziger Jahre
Die Vorstellungen und Aktivitдten der Dissidenten im Jahre 1989 zielten auf eine Beeinflussung der Macht, nicht aber auf deren Eroberung. Diese Bemьhungen waren besonders in Prag von gewissen Erfolgen gekrцnt, wovon die Staatsmacht wuЯte. Sie konnte allerdings zu diesem Zeitpunkt, im letzten Jahr vor dem Herbst 1989, nur noch mit administrativen Methoden reagieren. Stдndig drohte das Abgleiten ihrer administrativen Gegenmanцver in offene Gewalt.
Die Stellung der nichtkommunistischen oppositionellen Linken
In den achtziger Jahren hatte sich die Situation im oppositionellen Lager gewandelt. In den siebziger Jahren standen Menschen im Vordergrund der Opposition, die eine tiefe Beziehung zum Prager Frьhling, zum Versuch einer Transformation der Gesellschaft in Richtung auf den demokratischen Sozialismus hatten. Das war noch in der „Charta '77" der Fall gewesen. (vgl. Precan 1990) Im nдchsten Jahrzehnt fьhrte die schnelle Entwicklung und das Anwachsen der politischen Spannungen in der Gesellschaft zu einer Differenzierung der Opposition, die aber bis heute nicht hinreichend erforscht ist. Wдhrend die „Charta '77" die Aufmerksamkeit der Цffentlichkeit auf sich zog, standen andere Gruppierungen im Schatten.
Generell hatten die linken Orientierungen an EinfluЯ in Dissent in 80er Jahre verloren, so etwa wie der in den siebziger Jahren sehr bekannte Eurokommunismus. Eine der wenigen Gruppen, die gegenьber dieser breiten Tendenz eine Ausnahme bildeten, war „Obroda", die sich offen zur Tradition des demokratischen Sozialismus bekannte. Ihre Entwicklung soll nachfolgend als erste untersucht werden.
Obroda
Der Klub za socialistickou prestavbu - Obroda (Klub fьr eine sozialistische